Sonntag, 25. Oktober 2015

Anja Klawun als Päpstin. Foto Herrmann Posch
Eine Frau wurde zum Papst gekrönt – allerdings nur auf der Bühne. Am Samstagabend gastierte die Produktionsgesellschaft „theaterlust“ für das Stück „Die Päpstin“ im Theater- und Konzerthaus. 

Etwa 450 Zuschauer wollten das Stück um die schlaue Johanna Anglicus sehen, welches auf dem Bestseller-Roman von Donna W. Cross basiert. Über sechs Millionen Mal wurde das Buch verkauft, im Jahre 2009 hielt die Geschichte Einzug in die deutschen Kinos - Johanna Wokalek und John Goodman in den Hauptrollen. Die eigens komponierte Live-Musik durch Georg Karger entführte einen in diese christliche Zeitepoche. Das Stück spielt im Jahre 814, als Frauen nur zu Fortpflanzungszwecken einen Platz in der Gesellschaft hatten. Sie dürfen keine Schule besuchen und nicht Lesen und Schreiben lernen. Doch die wissbegierige Johanna, gespielt von Anja Klawun, will dies nicht akzeptieren. Heimlich lernt sie von ihrem Bruder Matthias die lateinische Sprache und das Lesen. Das geht so gar nicht mit dem Vorstellungen ihres Vaters (Uli Zentner) überein, dieser ist Priester in Johannas Heimat Ingelheim.

Nach dem ihr Bruder an den Folgen eines schlimmen Fiebers stirbt, wird ihr zweiter Bruder Johannes an die Schule in Dorstadt berufen. Johanna nutzt die Chance und beweist ihre Fähigkeiten und geht mit ihm. Ihr Vater ist schockiert, als er erfährt, dass Matthias sie heimlich unterrichtet hat. Er gibt ihr die Schuld an seinem Tod und schlägt sie. In Dorstadt herrscht ebenfalls die Ansicht, dass Frauen niedrige Wesen sind. Es wird behauptet, dass Frauen die lernen unfruchtbar seien. Aber Johanna weiß sich zu wehren und hat darauf eine kluge Antwort parat: „Eva soll im Paradies die Sünde in die Welt gebracht haben. Aber sie aß aus der Liebe zum Wissen vom verbotenen Apfel. Adam nur, weil Eva ihm ein Stück anbot.“ Das Publikum konnte nicht anders als zu applaudieren. 

Als ihr Bruder Johannes bei einem Angriff ums Leben kommt, nimmt sie seine Identität an, schneidet sich ihre Haare ab und lebt fortan als Mann. Ihr Weg führt sie zum Kloster in Fulda. Als sie allerdings dort erkrankt, läuft sie Gefahr als Frau enttarnt zu werden. Sie reist nach Rom zum erkrankten Papst Sergius, gespielt von Sebastian Krawczynski. Er leidet an Gicht und wird scheinbar wahnsinnig. Krawczynski verkörpert diese Rolle mit unglaublicher Authentizität und Leidenschaft. John Goodman übernahm in der Verfilmung diese Rolle, er könnte noch was von ihm lernen. Letztlich bringen Johannas Wissen und ihre Güte sie bis auf den Papststuhl, doch ihre Geschichte nimmt ein tragisches Ende. 

  • Inszenierung: Thomas Luft
  • Bühne und Kostüm: Isabelle Kittnar
  • Lichtgestaltung: Stefan Bettinger
  • Komposition der Schauspielmusik/Musiker in der Vorstellung: Georg Karger
  • Bewegungsarbeit/Choreographie: Katja Wachter
  • Darsteller: Anja Klawun, Petra-Lina Schulze, Sina Wilke, Daniel Pietzuch, Sebastian Krawczynski, Christian Buse, Sven Hussock/ Sebastian Gerasch, Uli Zentner, Johannes Schön
  • Premiere: 13. März 2014, Theater in Kempten
  • Dauer der Vorstellung: 5 Akte, ca. 145 Minuten + Pause


0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen